Naab
2014- 2015
2014- 2015
Der Wechsel, das Aufeinanderprallen verschiedener Aggregatzustände ist etwas, das uns in Irmers Werk häufig begegnet. In „Naab“ ziehen zarte Nebelschleier langsam über die Oberfläche des sanft bewegten Wassers hinweg. Obgleich wir keine Veränderung des Himmels sehen können, erkennen wir an den glitzernden Flächen auf der Wasseroberfläche, dass sich einige Sonnenstrahlen ihren Weg durch die Wolken bahnen. Je länger wir uns in die Landschaft versenken, desto mehr verschwindet deren Gegenständlichkeit – die Idee von etwas Abstraktem verdrängt das naturalistische Abbild.
Die Videoinstallation strahlt eine große Ruhe aus und verstärkt die meditative Wirkung der Kapelle. In der Nische, die eigentlich dem Kruzifix vorbehalten ist, wird nun das Wasser, oder die von ihm evozierte atmosphärische Stimmung zum Gegenstand der Kontemplation. „Das Bild eröffnet dem Beschauer eine Möglichkeit seiner bedingungslosen selbstvergessenen Versenkung in eine imaginäre Traum- und Jenseitswelt“, schrieb Max Imdahl über die großformatigen Arbeiten von Barnett Newman und Mark Rothko, die den Betrachter ins Bild ziehen, die Bildgrenzen auflösen und einen neuen Bildraum eröffnen. Dies gilt auch für die Arbeit Karen Irmers. Sie ermöglicht dem Betrachter eine intensive spirituelle Erfahrung, bei der die fließende Grenze zur Transzendenz spürbar werden kann.
Simone Kimmel, 2018